Die Dämonischen (1956)
Die Körperfresser kommen (1978)
Body Snatchers (1993)




Die Dämonischen
(Invasion of the Body Snatchers)
USA 1956, 80 Minuten
Regie: Don Siegel

Drehbuch: Daniel Mainwaring, Sam Peckinpah, Richard Collins, nach dem Roman von Jack Finney
Musik: Carmen Dragon
Director of Photography: Ellsworth Fredericks
Montage: Robert S. Eisen
Produktionsdesign: Ted Haworth

Darsteller: Kevin McCarthy (Dr. Miles J. Bennell), Dana Wynter (Becky Driscoll), Larry Gates (Dr. Dan Kauffman), King Donovan (Jack Belicec), Carolyn Jones (Theodora Belicec), Jean Willes (Sally Withers), Ralph Dumke (Polizeichef Nick Grivett), Virginia Christine (Wilma Lentz), Tom Fadden (Onkel Ira Lentz), Kenneth Patterson (Stanley Driscoll), Guy Way (Officer Sam Janzek), Eileen Stevens (Anne Grimaldi), Beatrice Maude (Großmutter Driscoll), Jean Andren (Eleda Lentz), Bobby Clark (Jimmy Grimaldi), Everett Glass (Dr. Ed Pursey)

Der Horror kommt auf leisen Sohlen ...

Als Don Siegel 1956 seinen inzwischen zum Klassiker avancierten Horror-Sciencefiction „Invasion of the Body Snatchers” in die Kinos brachte, ahnte noch niemand, dass der Film zwei Remakes nach sich ziehen würde. 1978 Philip Kaufmans „Die Körperfresser kommen” und 1993 Abel Ferraras „Body Snatchers”. Wie so oft allerdings hat sich Siegels Original einen gewissen Kultcharakter bewahren können. Der Film zählte zu den absoluten Highlights des Horror-Genres in den 50er Jahren.

In Santa Mira, einer kalifornischen und, wie man so sagt, typisch amerikanischen Kleinstadt läuft alles seinen gewohnten Gang – auch für Dr. Miles Bennell (Kevin McCarthy), den praktischen Arzt im Ort, der vor nicht allzu langer Zeit geschieden wurde, und seine Jugendfreundin Becky Driscoll (Dana Wynter), die sich ebenfalls von ihrem Mann getrennt hat und in ihre Heimatstadt zurückgekehrt ist (in der deutschen Version verpasste man beiden übrigens andere Vornamen: Peter und Mary; der Henker weiß warum).

Bennell erfährt eines Tage von einigen merkwürdigen Ereignissen. Ein Gemüsehändler schließt sein gut laufendes Geschäft; sein Sohn will nicht mehr zur Schule gehen und hat offenbar vor irgend etwas Angst. Becky erzählt von Wilma Lentz (Virginia Christine), die plötzlich glaubt, ihr Onkel Ira (Tom Fadden) sei nicht mehr ihr Onkel. Er sehe zwar so aus wie immer, würde sich aber ihr gegenüber völlig anders verhalten und keine Gefühle zeigen.

Bekannte von Becky und Miles, Jack und Theodora Belicec (King Donovan, Carolyn Jones), warten mit einer weiteren Überraschung auf: Auf ihrem Billardtisch liegt jemand, unbeweglich, aber offensichtlich nicht tot. Das Gesicht und die Fingerkuppen des Unbekannten weisen keine charakteristischen Merkmale auf; der Tote ähnelt allerdings Jack. Miles kontaktiert den Psychologen Dr. Kauffman; doch der meint, bei den merkwürdigen Verhaltensweisen einiger Leute handle es sich um zufällige Ereignisse. Und der Körper auf dem Billardtisch ist plötzlich verschwunden – ebenso wie ein anderer Körper, den Miles kurze Zeit später im Keller von Beckys Vater gefunden hatte und der Becky zum Verwechseln ähnlich sah.

Nicht nur das: Wilma und der kleine Jimmy, der Sohn des Gemüsehändlers, behaupten plötzlich, es sei alles ein Irrtum gewesen. Sie hätten keine Angst mehr. Miles, Becky und die Belicecs überlegen, was in Santa Mira geschehen sein könnte – und dann entdecken sie im Garten kürbisgroße, bohnenartige Gewächse, aus denen sich menschenähnliche Körper entwickeln – mit ihren Gesichtszügen. Während die Belicecs versuchen, außerhalb von Santa Mira Hilfe zu holen, vernichtet Miles die Gewächse. Aber er und Becky müssen bald feststellen, dass sich fast die ganze Einwohnerschaft des Orts über Nacht verändert hat ...

Der Horror, den Siegel inszenierte, schleicht sich unmerklich, aber unaufhaltsam in den Ort ein. Während Becky und Miles sich an ihre Jugend erinnern, sich ineinander verlieben und für beide frischer Wind ins Leben zu kommen scheint, sind Außerirdische dabei, ihre Gewächse in jedem Haus, zumeist im Keller, zu platzieren. Aus ihnen entwickeln sich Duplikate der jeweiligen Bewohner, und wenn diese schlafen, saugen sie Organe, äußere Merkmale usw. in sich auf. Während die Menschen dabei – schmerzlos – zugrunde gehen, entstehen neue Identitäten, die sich von den menschlichen Originalen „nur” dadurch unterscheiden, dass sie keine Gefühlswelt mehr kennen. Alles in Santa Mira wird dem äußeren Anschein nach genauso weiter laufen wie bisher – aber eben ohne jegliche Emotion. Die neuen Bewohner wirken in ihrem Verhalten wie sprechende Maschinen, deren einzige sichtbare Lebensweise die Logik und der Verstand zu sein scheinen.

Von einem Identitätswechsel zu sprechen, wäre in diesem Kontext zu schwach formuliert. Tatsächlich handelt es sich um völligen Austausch. Dass dieser im Schlaf passiert, ist der eigentliche Horror. Becky und Miles, die als einzige übrig bleiben und fliehen müssen, stehen unter dem Zwang, nicht einschlafen zu dürfen. Gleichzeitig haben die Außerirdischen jeglichen Kontakt zur Außenwelt außerhalb des Ortes abgeschnitten; die Telefonverbindungen nach San Francisco, Los Angeles oder Sacramento sind tot, angeblich sind alle Leitungen vorübergehend blockiert.

Siegel gelingt die Inszenierung eines umfassenden Traumas, das sich scheinbar unaufhaltsam Bahn bricht und auf der Angst vor totalem Identitätsverlust gründet. Der Horror lastet wie ein Alpdruck auf den verbleibenden Menschen. Die Geschichte vom Alp, ursprünglich eine Sagengestalt, die sich nachts auf der Brust des Schlafenden festsetzt, wird in dieser Geschichte praktisch 1:1 umgesetzt. Die scheinbare Normalität des Alltags wird zum Deckmantel für das Treiben der Außerirdischen, über deren Herkunft, Geschichte usw. Siegel erst gar nichts berichtet. Warum auch? Es geht um Urängste, vor allem darum, dass sich die Duplikate weder körperlich, noch von ihrem Gedächtnis her, sondern ausschließlich in Bezug auf die Gefühlswelt von den Menschen unterscheiden. In dieser Hinsicht konzentriert Siegel die Geschichte auf das Liebespaar Becky und Miles, deren Zuneigung im wahrsten Sinn über Nacht radikal zerstört wäre, würden sie nicht versuchen, sich der Umwandlung durch Flucht zu entziehen.

Die Vorstellung, nachts mit der Angst einzuschlafen, morgens könne alles ganz anders sein als bisher, obwohl sich äußerlich nichts verändert hat, knüpft zeitgeschichtlich auch an Ängste, die in den 50er Jahren präsent wären, etwa im Zusammenhang mit dem Ost-West-Konflikt. Kommunisten-Gegner wie McCarthy-Gegner reklamierten den Film für sich. Dabei ist Siegels Inszenierung für solche Parteinahmen jedoch kaum tauglich. Schon eher stellt sich der Film in eine Tradition, in der Aufklärung und Romantik als „Gegensatzpaar” formuliert werden können. Während die Aufklärung Verstand und Vernunft, Logik und Wissenschaft ins Zentrum gesellschaftlicher wie individueller Konflikte stellte – in Auseinandersetzung mit Aberglaube, Religion und Mystizismus des Mittelalters und des Absolutismus –, rekurrierte die Romantik als Gegenbewegung zur Aufklärung auf die Bedeutung von Gefühlswelt und Dingen, die durch Verstand und Vernunft nicht erklärbar seien. Märchen, Sagen, aber auch die ersten Horrorgeschichten formulierten Ängste und Urängste, die wissenschaftlichen Erklärungsmustern und Lösungen nicht unbedingt zugänglich waren. „Invasion of the Body Snatchers” nimmt direkten Bezug auf diese Tradition, indem Siegel – wenn auch über Außerirdische(s) – diese Ängste in eine funktionierende Gemeinschaft einbrechen lässt.

Übrigens bleibt der Schluss des Films durchaus offen. Denn obwohl sich Miles Bennell dem Zugriff der Aliens entziehen kann, glaubt man ihm – worauf die Aliens im übrigen setzen – zunächst kein Wort. Erst als der Arzt Dr. Hill, dem Bennell (den man in ein Krankenhaus gebracht hat) in der Rückschau seine Geschichte erzählt, durch andere Zeugen von den großen bohnenartigen Pflanzen erfährt, also in dem Moment, als es einen faktischen Beweis für deren Existenz gibt, alarmiert Dr. Hill die Behörden. Das Schlussbild zeigt das Gesicht Bennells: angsterfüllt, verzweifelt. Es bleibt offen, ob die Behörden den Kampf gegen die Aliens gewinnen werden.



Die Körperfresser kommen
(Invasion of the Body Snatchers)
USA 1978, 115 Minuten
Regie: Philip Kaufman

Drehbuch: W. D. Richter, nach dem Roman von Jack Finney
Musik: Denny Zeitlin
Director of Photography: Michael Chapman
Montage: Douglas Stewart
Produktionsdesign: Charles Rosen

Darsteller: Donald Sutherland (Matthew Bennell), Brooke Adams (Elizabeth Driscoll), Jeff Goldblum (Jack Bellicec), Veronica Cartwright (Nancy Bellicec), Leonard Nimoy (Dr. David Kibner), Art Hindle (Dr. Geoffrey Howell), Lelia Goldoni (Katherine Hendley)

Wer einschläft, ist verloren

Als 1956 Don Siegels Interpretation des Romans von Jack Finney über die Außerirdischen, die sich langsam der Menschheit bemächtigen, in die Kinos kam, interpretierten einige den Film als Kritik an der McCarthy-Ära, an der Verfolgung Andersdenkender durch deren Beschuldigung als Kommunisten, an zunehmender Konformität und am Verlust von Individualität. Aber auch eine entgegengesetzte Lesart war durchaus möglich: Die Aliens als filmische Stellvertreter von Kommunismus, die die Emotionalität und Individualität von Menschen zerstören wollten. Kevin McCarthy und Dana Wynter spielten damals die Hauptrollen in „Invasion of the Body Snatchers”.

Zwei Remakes folgten: 1978 durch Philip Kaufman und 1994 durch Abel Ferrara.

Eine zarte, wohlriechende Blume, gefunden, mitgenommen. Tausende und Abertausende fallen, fast unbemerkt, vom Himmel, wie ein göttliches Geschenk. Die Biologin Elizabeth Driscoll (Brooke Adams) hebt sie auf, nimmt sie mit nach Hause, zeigt sie ihrem Freund Geoffrey Howell (Art Hindle), der sich jedoch kaum dafür interessiert. Sie stellt die Blume in ein Glas Wasser neben sich auf den Nachttisch. Zur gleichen Zeit verlässt ein Beamter der Gesundheitsbehörde, Matthew Bennell (Donald Sutherland), ein französisches Restaurant, in dem er – ausgerechnet er – eine Ratte beobachtet hatte, und stellt fest, dass irgend jemand die Frontscheibe seines Wagens zerstört hat.

Am nächsten Morgen ist Geoffrey verändert. Er redet nicht mit Elizabeth, räumt Glasscherben weg, bringt den Müll hinunter und verschwindet. Am Abend habe er ein Treffen, sagt er. Und Elizabeth ist verwundert, denn eigentlich wollten sie zum Basketballspiel. Sie erzählt Matthew, dass Geoffrey nicht mehr der sei, der er einmal war, dass er keine Emotionen mehr zu haben scheine.

Wenig später erzählt der Besitzer einer chinesischen Wäscherei in San Francisco, wo wir uns befinden, Matthew, der dort regelmäßig seine Wäsche abgibt, etwas ähnliches über seine Frau wie Elizabeth über Geoffrey. Einen Freund Matthews, der Psychiater Dr. David Kibner (Leonard Nimoy), der gerade sein neuestes Buch vorstellt, bittet eine Mrs. Hendley (Lelia Goldoni) um Hilfe, weil ihr Mann sich angeblich völlig verändert habe. Ja, sie behauptet, der neben ihr sei nicht ihr Mann.

Dr. Kibner nimmt dies alles nicht besonders ernst, denn er glaubt nicht an irgend etwas Außergewöhnliches oder Übersinnliches. Er meint, es handle sich um Ängste, seelische Probleme oder ähnliches.

Elizabeth hat Angst, ist verzweifelt. Und Matthew muss feststellen, dass sich der Wäschereibesitzer, der über die Veränderung seiner Frau beunruhigt war, sich plötzlich selbst verändert hat. Als er die Behörden einschaltet, muss er feststellen, dass sich auch dort einige(s) verändert hat ...

Natürlich merkt man rasch, was in San Francisco vor sich geht. Der Stoff taugt nicht für allzu lang unter Verschluss gehaltene Geheimnisse. Eine fremde Spezies hat sich über die Blumen auf der Erde festgesetzt, um dort eine neue Existenz zu gründen. Aus den Blumen entwickeln sich Humanduplikate, die jeweils einem bestimmten Menschen ähnlich sehen. Während ein Mensch schläft, dringen diese Duplikate mit Hilfe ihrer Tentakel in den menschlichen Körper, saugen alles aus ihm heraus. Von einem Menschen bleibt nichts als eine leere Hülle. In der Gestalt dieses Menschen, aber mit einer eigenen Mentalität bevölkern die Außerirdischen immer weitere Landstriche.

Ihre Mentalität ist kurz beschrieben: Gefühllosigkeit, Kälte, Machtwillen, Skrupellosigkeit. Kaufman zeigt uns eine ganz normale Großstadt mit ganz normalen Menschen, in die die Aliens zunächst fast unmerklich, dann aber umso beängstigender eindringen. Überall finden sich die Kapseln, aus denen sich die Duplikate pellen. Michael Chapmans Bilder entfalten – in einer Großstadt! – eine klaustrophobische Atmosphäre. Einer nach dem anderen wird ersetzt. Zum Schluss bleiben nur Matthew, Elizabeth, Jack und Nancy, zwei Freunde Matthews. Besonders gut gelungen ist eine Szene, in der Matthew nachts im Garten sitzt, einschläft und „sein Alien” drauf und dran ist, sich seiner zu bemächtigen.

Kaufman zeigt aber auch die Ausweglosigkeit der Situation. Tatsächlich „kippt” der Film ab einem bestimmten Punkt in diese Hoffnungslosigkeit. Oder anders formuliert: Ab einem bestimmten Zeitpunkt weiß man, dass die restlichen Menschen keine Chance haben, ihrem Schicksal zu entgehen. Die Aliens benötigen keine Waffen, sie sind ihre eigene Waffe, gegen die die verbleibenden Menschen keine Gegenwehr entwickeln können – bis zum fast schon berühmt gewordenen Fingerzeig und Schrei Matthews.

Brooke Adams liefert eine Glanzleistung in diesem Film als verzweifelte, aber dennoch entschlossen gegen die drohende emotionslose Welt ankämpfende Biologin. Donald Sutherland spielt routiniert, aber überzeugend einen Mann, der bis zum bitteren Ende kämpft. Leonard Nimoy erweist sich (fernab seiner wohl berühmtesten Rolle als Spock) einmal mehr als Charakterdarsteller, hier in der Rolle eines Psychiaters, dessen Charakter vor und nach der Verwandlung kaum zu unterscheiden ist.

Insgesamt ein (immer mal wieder) sehenswerter Film zwischen Sciencefiction und Horror und eines der wenige Remakes, die dem Original in fast nichts nachstehen.



Body Snatchers – Angriff der Körperfresser
(Body Snatchers)
USA 1993, 87 Minuten
Regie: Abel Ferrara

Drehbuch: Stuart Gordon, Dennis Paoli, Nicholas St. John, nach dem Roman von Jack Finney
Musik: Joe Delia
Director of Photography: Bojan Bazelli
Montage: Anthony Redman
Produktionsdesign: Peter Jamison

Darsteller: Terry Kinney (Steve Malone), Meg Tilly (Carol Malone), Gabrielle Anwar (Marti Malone), Reilly Murphy (Andy Malone), Billy Wirth (Tim Young), Christine Elise (Jenn Platt), R. Lee Ermey (General Platt), Kathleen Doyle (Mrs. Platt), Forest Whitaker (Major Collins), G. Elvis Phillips (Pete)

Schleichender Tod

Jack Finneys Roman über eine fremde Spezies, die sich menschlicher Körper bedient, um in Menschengestalt auf der Erde zu existieren, wobei die Erdbewohner dabei das Zeitliche segnen, wurde bislang dreimal für das Kino visualisiert. 1956 war es Don Siegel, 1978 Philip Kaufman und 1993 Abel Ferrara („Das Begräbnis”, 1996), die sich des Stoffs annahmen. Siegel drehte seinen Film vor dem Hintergrund der Verfolgungen der McCarthy-Ära. Kaufman inszenierte den Stoff sozusagen als Abgesang auf den Fortschrittsoptimismus der 68er-Generation.

Der deutsche Filmtitel ist übrigens inkorrekt, denn die Außerirdischen fressen die Menschen nicht. To snatch bedeutet schnappen, zugreifen, kidnappen, klauen, jemandem etwas wegreißen. Und all diese Begriffe treffen eher zu als fressen.

Steve Malone (Terry Kinney) arbeitet bei der Umweltschutzbehörde und hat den Auftrag, auf einem militärischen Stützpunkt die Gefährlichkeit der dort lagernden chemischen Kampfstoffe zu überprüfen. Malone hat seine Familie mitgenommen: seine zweite Frau Carol (Meg Tilly), seine Tochter aus erster Ehe Marti (Gabrielle Anwar), einen Teenager, und den kleinen Andy (Reilly Murphy). Der Kommandant des Stützpunkts, General Platt (R. Lee Ermey), ist nicht gerade begeistert von Malones Anwesenheit und möchte ihn schnell wieder los werden.

Inzwischen freundet sich Marti mit der Tochter des Generals Jenn (Christine Elise) an, während Andy in den Kindergarten geht. Dort hat der Junge ein schreckliches Erlebnis: Als die Lehrerin die Kinder auffordert, ein Bild zu malen, malen alle außer Andy das gleiche, blutrote Bild. Andy will nicht mehr in den Kindergarten. Der Soldat Tim (Billy Wirth) bringt den verstörten Jungen nach Hause – und verguckt sich in Marti. Zusammen mit Jenn und dem Soldaten Pete (G. Elvis Phillips) verbringt Marti einen fröhlichen Abend in einer Bar außerhalb des Stützpunkts.

Doch die Freude währt nicht lange. Andy findet seine Mutter tot im Bett. Kurz darauf ist sie verschwunden und eine Frau, die aussieht wie seine Mutter, geht durch das Haus. Keiner glaubt ihm, dass Carol tot ist. Als dann Marti in der Badewanne einschläft, wird offenbar, was auf dem Stützpunkt fast unmerklich passiert. Während Menschen schlaffen, dringen fremde Wesen in ihre Körper ein, saugen ihnen die Lebenskraft aus, um in den Menschen gleichenden Replikaten weiter zu existieren. Auch Steve schläft, nachdem ihn seine vermeintliche Frau massiert hat, ein ...

Ferrara drehte „Body Snatchers” auf einer erstaunlich minimalistischen Basis: keine Schnörkel, keine Überspitzungen, keine theatralisierten Szenen, keine Übertreibungen. Man könnte den Film sogar als äußerst sachlich inszeniert bezeichnen. Der Raum ist klar definiert, ein militärischer Stützpunkt, die Zahl der wichtigen Personen ist überschaubar, eine Familie plus drei, vier Militärs, das Thema ist eindeutig: Wie kann man diese Situation überleben?

Ein Familienkonflikt – Marti mag ihre Stiefmutter nicht und ist ihrem Vater böse, weil der ihre Mutter hat gehen lassen – wird durch die Ereignisse im wahrsten Sinn des Wortes überrollt. Denn die „böse Stiefmutter” ist die erste, die das Zeitliche segnet und in Gestalt einer Außerirdischen wieder geboren wird. Auch die Verankerung der Geschichte in einem Militärstützpunkt gibt der Handlung eine interessante Richtung. Denn das Verhalten von Militärs und der Charakter der Außerirdischen ähneln sich in vielem. Die fremde Rasse ist gefühllos und kennt keinen Individualismus; die Rasse ist das Wichtige, das Individuum zählt nichts. Durch diese Ähnlichkeit zur militärischen Logik sind die fremden Wesen unter den Angehörigen des Stützpunkts schwerer zu erkennen, als wenn die Handlung in irgendeinem Ort Amerikas spielen würde.

Dass die Geschichte innerhalb eines Militärstützpunktes spielt, hat aber noch einen anderen Vorteil. Dieser Umstand schafft eine klaustrophobische Atmosphäre, weil durch die Vermehrung der Außerirdischen die Fluchtmöglichkeiten immer geringer werden.

Ferrara platzierte zudem etliche spannende und adrenalintreibende Szenen in den zumeist in der Dunkelheit spielenden Film. Zum Beispiel eine Szene, in der der Militärarzt Major Collins (Forest Whitaker) von General Platt und anderen Soldaten, in denen inzwischen die Außerirdischen Gestalt angenommen haben, in die Enge getrieben wird. Oder die Badewannenszene, in der Marti einschläft und von oben die Tentakeln der Außerirdischen langsam in Ohren, Nase und Mund der Schlafenden eindringen, während ihrem Vater im Bett das gleiche passiert.

Ferrara zeigt zwar in einigen wenigen Szenen die Gestalt der ovalen, kürbisähnlichen Hülsen und ihren Inhalt. Aber insgesamt bleiben die Aliens eher unsichtbar, bis sie in Menschengestalt nach dem Aussaugen der Lebenskraft der menschlichen Körper wieder erscheinen. Die Situation spitzt sich zu, als nur noch äußerst wenige Menschen existieren, die darauf angewiesen sind, sich so zu verhalten wie die Aliens, gefühllos und kalt, um nicht aufzufallen und um eine Chance zu suchen, diesen Ort des Grauens verlassen zu können.

Dass der zum Alien mutierte General Platt Armeefahrzeuge los schickt, die in anderen Stützpunkten für die Vermehrung der Außerirdischen sorgen sollen, gibt der Handlung einen zusätzlichen Kick. Denn die Einvernahme des Militärs ist für die Aliens natürlich die beste Möglichkeit, sich auch des Rests der Bevölkerung zu bemächtigen.

„Body Snatchers” macht horrormäßigen Spaß, und auch die Schlussszene, die nun wahrlich nicht von Optimismus für die Menschheit gekennzeichnet ist, verschafft – wie der Film insgesamt – ein unbehagliches Gefühl. So sollte es auch sein in diesem Genre. Oder? Und auch wenn mir die beiden ersten Versionen der Geschichte ein bisschen besser gefallen haben, ist es gerade der Minimalismus dieser Interpretation, die mich jedenfalls durchaus begeistern konnte.


 

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